Take it or leave | Volker Hagemann
In Berlin erzählen zahlreiche Baustellen von Abbruch, Transformation und Aufbruch. Und so steht der Flaneur immer wieder und häufig erstaunt vor der unmittelbar sichtbaren, aber mitunter schwierig zu interpretierenden Leerstelle einer Baugrube. Rückwärts gewandt ist Geschichte, vorwärts eine dem in dieser Situation meist nur bedingt Sehenden unbekannte Zukunft. Was war hier? Was wird hier sein? Wozu der im aktuellen Raum erlebte reine Tisch?
In den meisten Fällen wird der Betrachter nicht unmittelbar nachvollziehen können, welche Motivation hinter dem steht, was man an diesem Ort im wahrsten Sinne des Wortes nur als tabula rasa bezeichnen kann: Handelt es sich bei Abriss und Wiederaufbau vorrangig um die Verwandlung kontierter Zahlen in Betongold, oder haben die ökonomischen Folgen der Pandemie einen Kreislauf von Schließung und Neueröffnung in Gang gesetzt? Vielleicht dient die hier gelegte Spur aber auch nicht dem Profit Einzelner, sondern stützt stattdessen die positive Entwicklung einer von Grund auf zu renovierenden städtischen Gesellschaft?
In jedem dieser Fälle zeugen als glänzende Metapher meist schimmernde, Berlin und die Lichter der Stadt reflektierende Folien von anstehender Änderung. Wie wenig anderes stehen diese Folien für Zukunft und alles, was nicht bleibt. Abbruch und Aufbruch. Flatternde Hoffnung. Steingoldene Stadt. Nimm es hin. Oder geh weg.
In Berlin, numerous construction sites tell of demolition, transformation and departure. And so the flâneur stands again and again, often amazed, in front of the immediately visible, but sometimes difficult to interpret, empty space of an excavation pit. Facing backwards is history, facing forwards is a future unknown to those who in this situation usually see only to a limited extent. What was here? What will be here? What is the purpose of the pure table experienced in the current space?
In most cases, the viewer will not be able to immediately comprehend the motivation behind what can only be described as a tabula rasa in the truest sense of the word in this place: Is demolition and reconstruction primarily a matter of turning numbers into concrete gold, or have the economic consequences of the pandemic set in motion a cycle of closure and reopening? Or perhaps the trail laid here does not serve the profit of individuals, but instead supports the development of an urban society that is being renovated from the ground up?
In each of these cases, shimmering foils reflecting Berlin and the lights of the city are a shining metaphor of impending change. Like few others, these foils stand for the future and everything that does not remain. Demolition and departure. Fluttering hope. Stone-golden city. Take it. Or leave.