Tunnelwochen 2025
27.06.– 06.07.2025
the proposal
Volker Hagemann
tunnel 19 | Studio
Vernissage:
Fr. 27.06.2025, ab 18 Uhr
Öffnungszeiten:
Mi.-So. 16–20 Uhr
tunnel19 I Studio
Galerie für Fotografie
Kohlfurter Str. 42
10999 Berlin
Eine bildgenerierende KI wurde damit beauftragt, sich in Street Photography zu versuchen. Das Ergebnis ist ein poetischer, surrealer, verstörender, meist farbenfroher Blick auf Berlin. Und einmal mehr stellt sich die Frage, was das Reale ist. Was geschieht, wenn eine bildgenerierende KI damit beauftragt wird, sich in klassischer Street Photography zu versuchen? Auf Basis eines einzigen, sehr einfachen und thematisch offen gehaltenen Prompts wurden für diese Ausstellung virtuelle Stadtrundgänge unternommen. Die KI setzte dabei ihre Themen und die dazugehörigen Arten der Visualisierung letztlich aufgrund der in den large language models enthaltenen Daten: Quantifiziertes Wissen, Topografie, ikonische Bilder der Stadt, Urteile und Vorurteile über die gesellschaftlichen Zustände, alles umgesetzt unter Zuhilfenahme einiger allgemeiner Regeln zu Bildaufbau, Licht, Blickwinkel und Farbgebung. All dies ist womöglich ausgerichtet auf das, was wir in unserer medial überformte Gesellschaft gerne sehen möchten. Statistisch ermittelt und wohlkalkuliert.
In diesem Zusammenhang stellen sich essenzielle Fragen: Ist die sehende Instanz eine Berechnung des dokumentierten Sehens vieler lebender oder verstorbener Individuen, oder ist sie etwas ganz anders? Was ist eigentlich das Gesehene, und welchen Teilen davon kann eine wie auch immer geartete Existenz zugesprochen werden? Welches sind nachvollziehbare Regeln, auf deren Basis das Visuelle generiert wird (und was ist purer Zufall)? Ist irgend etwas davon reproduzierbar, methodisch relevant und womöglich gar nützlich? Gibt es Bilder und Sichtweisen, die dem Betrachter einen Erkenntnisgewinn liefern?
Erstaunlicherweise waren die Rundgänge sehr vielfältig: Poetische, teils surreal anmutende Szenen. Organische Strukturen, die noch nicht ganz ihre Form gefunden haben, oder die Irrläufer einer besonderen Art von Evolution sind. Treue Begleiter waren zudem Materialien und Strukturen der imaginären Stadt, Vögel und Katzen, Feuer und wiederkehrende junge Frauen in Modelposen.
An image-generating AI was commissioned to create street photography. The result is a poetic, surreal, disturbing, sometimes funny view of Berlin. And again, the question of what is the real arises. What happens when an AI designed to generate images is given the challenge of trying its hand at classic street photography? For this exhibition, virtual city tours were undertaken on the basis of a single, very simple and thematically open prompt. The AI selected the themes and corresponding types of visualisation based on the data contained within large language models: Quantified knowledge, topography, iconic images of the city, judgements and prejudices about social conditions. All of this was visualised with the help of general rules regarding image composition, lighting, viewpoint and colouring. The results might be geared towards what we would like to see in our media-saturated society. Statistically determined and well calculated.
In this context, essential questions arise: is the act of seeing a calculation based on the documented observations of many living or deceased individuals, or is it something completely different? What is actually seen, and which parts of it can be ascribed any kind of existence? What comprehensible rules govern the generation of the visual (and what is pure coincidence)? Is any of it reproducible, methodologically relevant, or even useful? Are there images and perspectives that provide viewers with new knowledge?
Surprisingly, the tours were very diverse: poetic, sometimes surreal scenes. Organic structures that have not quite found their form yet, or that are aberrations of a special kind of evolution. Other faithful companions were materials and structures of the imaginary city, birds and cats, fire and recurring young women in modelling poses.